Goldwaschen Juli 2019 – Bayerischer Wald
München den 20.Februar 1761 – PRO MEMORIA
Mit dem Pro Memoria Erlass fangt meine Geschichte der Goldwäscherei für den bayerischen Wald an. In dem Erlass wurde aufgefordert, dass man soviel Kundschaft über Fossilien, Erden, Stein und andere Merkwürdigkeiten „einzuziehen“ hat.
In der Anmerkung steht beschrieben das Informationen dem „Herrn Hofkammerer Praesidenten“ über was man suchte, wo es gefunden wurde, wie tief gegraben wurde, einzusenden sind.
Altdeutsche Schriften kann ich mittlerweile fließend lesen, nur so als Info. 🙂
Über Jahre hinweg recherchierte ich etwaige Ergebnisse dieses Erlasses, bis ich auf einen kleinen Hinweis gestoßen bin. Kombiniert mit den geologischen Karten und der bayerischen Schummerung musste ich dann verdutzt feststellen, in welcher Geologie man das „reiche Gold“ abgebaut hatte.
*Ja das variszische Gebirge dachte ich mir*
Bei der variszischen Gebirgsbildung wurden Sedimente des Devons und Unterkarbon stark verfaltet, Übergeschoben, Intrusionen und Metamorphosen fanden auch statt.
Als in den 90er Jahren dann endlich der Nachweis durch eine bayerische Tiefenbohrung erbracht wurde, dass sich in 7 km Tiefe eine gigantischen Störungszone befindet und diese vor rund 320 Millionen Jahre aktiv war, konnte ich mich der Herausforderung nicht mehr entziehen. Zusammen mit Philipp (mein Bub) fing ich an sämtliche geologische Situationen zu begehen, dabei war auch immer unsere Goldwaschschüssel.
Obwohl der Bayerisches Wald mehrere 100 Millionen Jahre alt ist, besitzt er dennoch wahre Herausforderungen für den Goldprospektor und diese Herausforderung ist wirklich tricky. 😎
Ok, ich fange mal an..
Die Auffaltungen die im Späten Karbon das Variszische Gebirge empor hoben, lassen sich heute noch anhand der Strukturgeologie erkunden.
Beispiele für Auffaltungen im bayerischen Wald
Bild Quelle: Bayern Atlas – Markierung: Torsten Marx
Bild Quelle: Bayern Atlas – Markierung: Torsten Marx
Dank unserer modernen Technik lässt sich die Strukturgeologie anhand von Relief-Anwendungen für unser Hobby gut visualisieren. Allerdings braucht man auch ein „Auge“ dafür. Dabei ist wichtig zu wissen, dass der Vorgang der Auffaltung nicht von heut auf morgen passierte – sondern mehrere Millionen Jahre andauerte und in dieser Zeitspanne die Erosion berücksichtigt werden muss – bis zur nächsten angereiteten Auffaltung.
Beispiel für eine Hochebene im bayerischen Wald
Wie in den alpinen Raum, gibt es auch für das variszische Gebirge Hochebenen, die aber deutlich eingerumpft sind.
Das obere Bild zeigt mittig die eingerumpfte Hochebene für den bayerischen Wald und das Bild unterhalb die deutlich intakte Hochebene für den alpinen Raum. Das Bild aus den alpinen Raum dient nur als Vorlage, damit das eingerumpfte Hochplateau für den bayerischen Wald sichtbarer ist. Für die Strukturgeologie braucht man eben „ein Auge“ dafür – das bedeutet aber nicht, dass andere es nicht sehen können.
Bildquelle ist die Anwendung „Bayern Atlas“ und die Anwendung „Basemap“.
Störungszonen
Wie ich Eingangs schon beschrieben habe, wurde in den 90er Jahren in rund 7 km Tiefe eine ehemalige gigantische Störungszone entdeckt, sie gleicht einer gigantischen Knautschzone – unvorstellbar für uns.
Bild Quelle: Bayern Atlas – Markierung: Torsten Marx
Für den gefühlten kompletten bayerischen Wald lässt sich eine Störungslinie feststellen (rote Markierung). Die blaue Markierung zeigt diese in höherer Auflösung dar.
Dir von mir rot dargestellte Störungslinie besteht komplett aus einem hydrothermalen Gang-Quarz.
Jetzt werden sich einige Fragen, warum so einen Aufwand für ein paar Gramm Gold? Meine sehr einfache Antwort darauf ist: Die Möglichkeit über die Herkunft des gefundenes Gold verstehen zu können. Gerade die vergangenen geologischen Abläufe für den bayerischen Wald spielen für mich als Goldprospektor ein große Rolle, allerdings bietet die derzeitig vorherrschende Geologie für den bayerischen Wald wenige Anreize, da sich das Gebirge in einer dramatischen Erosion-Phase (Rumpfgebirge) befindet.
- Meta Sediment Gesteine
- Meta Magmatite
- Metamorphite
- Plutonite
- Anatexite
- Ganggesteine
Die oben aufgelisteten geologische Gruppen ist die typische Geologie für den bayerischen Wald. Eine geologische Herausforderung für uns Goldwäscher ist diesbezüglich etwas anderes, weil die Vielfalt doch sehr begrenzt ist, allerdings die Vielfalt im Detail macht Spaß.
Die Goldprospektions-Herausforderung für den bayerischen Wald liegt ganz woanders. Wie ich schon erwähnt habe, ist der bayerische Wald ein Rumpfgebirge. Ein Rumpfgebirge ist nichts anderes als ein altes mächtiges Faltengebirge. Durch Verwitterung und Abtragung (Erosion) blieb in Laufe der Zeit nur noch der Sockel oder der Rumpf übrig. Durch Bewegungen in der Erdkruste zerbrach diese Rumpffläche in Schollen, die sich gegeneinander verschoben, sich hoben und schräg stellten. Die einsetzende Erosion glättete dann den bayerischen Wald harmonisch – so wie wir ihn heute sehen.
Was aber ist nun die Herausforderung für den bayerischen Wald? Die Suche nach den letzen (auch teilweise eingerumpften) Intrusionen? 🙌
Ich hatte bereits schon im ganzen Text immer wieder mal die „Strukturgeologie“ erwähnt – diese, wenn man ein Auge dafür hat, kann einem zum Gold Erfolg verhelfen.
Philipp bei der Goldprospektion – er ist immer mit einem besonderen Elan dabei.
Die Detail Vielfalt ist immer ein Blick wert. Ich genieße soetwas… !